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1. Theil 3 - S. 33

1880 - Stuttgart : Heitz
Ungarische und türkische Verhältnisse. 33 Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an. Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen. Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3

2. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

3. Theil 3 - S. 254

1880 - Stuttgart : Heitz
254 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. barfeit an ihr hingen. Wie viel Gutes mag hier nicht gestiftet worden sein! — Darüber wollen wir auch gern die Flecken übersehen, die auf ihrem Andenken lasten; denn einesteils war sie es besonders, die dem König zuredete, das Edict von Nantes aufzuheben, anderntheils betrug sie sich undankbar gegen den König in feinen letzten Stunden, indem sie ihn, als sein Ende herannahte, verließ. — Indessen entschuldigte sie ihre Entfernung damit, daß sie unmöglich ihn sterben sehen könne. — Sie starb vier Jahre nach ihm, 84 Jahre alt. Kurz vor ihrem Tode sagte sie zu dem Herzoge von Noailles: „Leben Sie wohl, lieber Herzog! In wenigen Stunden werde ich viele Dinge erfahren!" 103. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—14. Marlborough und Eugen. Eine Demüthigung erfuhr der stolze Ludwig gegen Ende seiner Regierung, die man ihm fast gönnen möchte. Der König von Spanien, Karl Ii., starb 1700, ohne Erben zu hinterlassen. Auf diesen Fall hatten Frankreich und Oestreich, welche die nächsten Verwandten waren, schon längst Verabredung getroffen, daß ein östreichischer Prinz König werden und Frankreich einige spanische Länder zur Entschädigung haben sollte. Am Hofe in Madrid hatte aber die schlaue und gewandte Politik Ludwigs Xiv. später bedeutenden Einfluß gewonnen. Und siehe da! jetzt fand sich ein Testament des Königs Karl, durch welches dem Philipp von Anjvu, einem Enkel Ludwigs Xiv., die ganze spanische Monarchie vermacht war. Ludwig hatte nämlich den schwachen Karl in seinen letzten Tagen so einzunehmen gewußt, daß er ihm zu Gefallen dies Testament entworfen hatte. Der heuchlerische Ludwig that- anfangs sehr überrascht und meinte, er wolle sich erst noch besinnen, ob sein Enkel die Erbschaft annehmen dürfe; aber er war endlich der erste, der ihm dazu Glück wünschte, und Oestreich sagte ihm geradezu, daß er das Testament erschlichen habe. Da nun der deutsche Kaiser sich diesen neuen Länderraub nicht gefallen lassen wollte^ so entstand ein 13jähriger Krieg daraus, den man den spanischen Erbfolgekrieg nennt. Einige der besten Feldherren Ludwigs Xiv. waren bereits todt; ihre Stellen wurden zum Theil durch unfähige Männer besetzt, weil die Maintenon ihnen wohlwollte, und so ging alles verkehrt; die gewöhnliche Folge, wenn sich Frauen in Dinge mischen, die sie nicht verstehen. Dazu kam, daß Ludwigs Feinde

4. Theil 3 - S. 262

1880 - Stuttgart : Heitz
262 Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. glück zu versuchen beschloß. Aber mit jedem Jahre wurde die Noth größer; er mußte immer wieder um Frieden bitten. Wie triumphalen nicht seine Feinde! Sie trieben ihre Forderungen immer höher, und zu ihrem Erstaunen willigte Ludwig in alles. Er war bereit, nicht nur auf die ganze spanische Monarchie für sich und seinen Enkel zu verzichten, sondern selbst alle früher eroberten Provinzen wieder herauszugeben. Hiermit hätten seine Feinde wohl zufrieden sein können. Aber Uebermuth thut niemals gut. Ihre Schadenfreude wurde bald empfindlich bestraft. Sie verlangten nämlich endlich gar noch, er solle seine Heere mit den ihrigen vereinigen, um seinen Enkel mit Gewalt aus Spanien zu vertreiben. „Nein!" rief er ünwillig aus, „soll ich einmal durchaus Krieg führen, so will ich ihn doch lieber für als gegen die Meinigen führen!" Damit wurden die Unterhandlungen abgebrochen. Bald darauf gelang es ihm, sich mit Anna von England zu vertragen, und nun waren die übrigen nicht mehr stark genug, ihm zu widerstehen, und mußten zuletzt einen Frieden machen, wie er ihn wollte. Der Friede wurde in Utrecht 1713, in Rastatt und in Baden im Aargau 1714 geschlossen. Ludwig verlor nicht nur nichts, sondern setzte es wirklich durch, daß sein Enkel König von Spanien blieb. Oestreich wurde dagegen nur durch einige Ländereien entschädigt, zu denen auch die bis dahin spanischen Niederlande gehörten, die nun die östreichischen genannt wurden. Im Jahre 1715 starb endlich Ludwig Xiv. mit dem traurigen Bewußtsein, durch Habsucht sein sonst so blühendes Reich heruntergebracht und seine Unterthanen unglücklich gemacht zu haben. Daher folgte ihm auch keine Thräne nach; im Gegentheil verfolgte das Volk seinen Leichenwagen mit empörenden Schmähreden. Anna von England starb ein Jahr früher (1714), und da sie keine Kinder hatte, so wurde der Kurfürst von Hannover zum Könige von England erwählt und hieß als solcher Georg I. (1714—27).*) Dieser setzte den ungerecht verkannten Marlborough sogleich wieder in seine hohen Würden ein. Aber dies entschädigte den Herzog nicht für feinen häuslichen Kummer. Es starb ihm seine dritte Tochter im 26., und bald daraus auch feine Lieblingstochter, die zweite, im 29. Jahre, die an den Grasen von Sunder- *) Die Mutter Georg's I., Sophie Kurfurstin von Hannover und Erbin von Britannien war eine Tochter jener englischen Königstochter Elisabeth, welche an den unglücklichen Friedrich von der Pfalz vermählt war.

5. Theil 3 - S. 85

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viil Anna Boleyn. 85 der Valois nach den Schandthaten der Bartholomäusnacht! -— Auch Heinrich von Guise starb eines gewaltsamen Todes. Heinrich Iii. ließ ihn durch einige seiner Leibgardisten erstechen, weil er Anstalten gemacht hatte, den König seines Ansehens zu berauben. 92. Heinrich Viii. und seine sechs Frauen. Zu der Zeit, als Karl V. in Deutschland Kaiser war und Franz I. in Frankreich regierte, war Heinrich Viii. König von England (1509—47). Er war ein Sohn jenes Heinrich Vii., der dem schändlichen Richard Iii. Krone und Leben geraubt hatte, und gehörte zu der Familie der Tudor (sprich Tjudörr). In mehr als einer Hinsicht ist Heinrich Viii. ein merkwürdiger König. Zu Anfange seiner Regierung mischte er sich bald in die Kriege, die Karl V. und Franz I. miteinander führten, und stand bald dem einen, bald dem andern bei; denn er war ein Mann von unerträglichen Launen und großer Eigenliebe, die sehr leicht beleidigt werden konnte. Diese Kriege kosteten ihm vieles Geld und brachten ihm keinen Ruhm, weil die Engländer nichts ausrichteten. Mit dem Papste stand er anfangs auf einem so guten Fuße, daß ihm dieser den Titel „Beschützer des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Vaters schon im 18. Jahre die 24jährige Katharina von Aragonien, Ferdinand des Katholischen und der Jsabella Tochter, heirathen müssen, und, wie das bei gezwungenen und ungleichen Hebathen meist geschieht, sie war ihm zuwider geworden. Indessen hatte sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche Maria hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheirathet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhin seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Der eigentliche Grund war wohl dieser: eine Hofdame seiner Frau die Anna Boleyn (sprich Bohlin), hatte ihn durch ihre Schönheit und Annehmlichkeit so bezaubert, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heirathen. Glücklich hatte er nie mit ihr gelebt. Als ihm aber mehrere Kinder starben, hielt er dies für eine Strafe Gottes, und die Neigung zu Anna Boleyn mochte allerdings den Ausschlag geben. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere

6. Theil 3 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. dem Wege zu räumen; ja, man munkelte selbst, daß Maria von Medicis darum gewußt habe. — Heinrich war erst 56 Jahre alt, als er seinen weitsichtigen Plänen durch den Tod entrissen ward. Doch hat er den Grund gelegt zu der wohl eingerichteten, alle ihre Kräfte auf einen Mittelpunkt hinleitenden Monarchie, welche Frankreich von da ab auf lange Zeit das Uebergewicht in Europa verschaffte. Er war der Erste, welcher die Idee faßte; durch Herstellung eines Gleichgewichts der Mächte den Frieden Europas dauernd herzustellen und so das Ideal eines wahrhaft christlichen Kaiserthums zu verwirklichen. Heinrich Iv. war, wie gesagt, aus der Familie der Bourbons, zu welcher bis zur ersten Revolution alle ihm nachfolgende Könige gehört haben. Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig Xiii. (1610—43), über dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist seines Vaters ruhte nicht auf ihm. Er war ein persönlich unbedeutender König, der seinen klugen Minister, den Cardinal Richelieu, ganz regieren ließ, so daß eigentlich dieser, nicht der König, als der Beherrscher Frankreichs zu betrachten war. 96. Die Kaiser Ferdinand I., Maximilian Ii. und Rudolph Iii. Ferdinand I., der nach seines Bruders Karls V. Niederlegung der Krone deutscher Kaiser wurde, regierte von 1556—64 lobens-würdig. Den großen Geist seines Bruders hatte er zwar nicht, dasür war er aber milder, gütiger und duldsamer, und dieser Sinn war allerdings der Ausbreitung der evangelischen Lehre sehr förderlich. Er machte ihm um so mehr Ehre, als er im Herzen ein sehr eifriger Katholik war und die Lehre der römischen Kirche für die wahre christliche Religion hielt. Auch in seinen Erblanden fand die evangelische Lehre immer mehr Eingang; selbst die Geistlichen, die wegen der schlechten Bildungsanstalten, die sie im Oestreichischen fanden, zum Theil in Wittenberg ftubirt hotten, suchten sie möglichst auszubreiten. Aber gegen keinen Andersdenkenden erlaubte sich Ferdinand eine Härte; nur durch freundliches Zureden suchte er sie zu bewegen, zur alten Kirche zurückzukehren, und behaupteten sie, daß ihr Gewissen es ihnen verbiete, so ließ er sie gewähren. Gern hätte er den Papst bewogen, den Abendmahlskelch und die Priesterehe zu gestatten; aber nur das erstere konnte er erlangen, und selbst dies wurde bald wieder

7. Theil 3 - S. 139

1880 - Stuttgart : Heitz
Tridentinisches Concil. Maximilian Ii. 139 werden. Die Messe ist ein sichtbares Versöhnopfer, welches das Volk auch ohne Abendmahl geistlich genießt, so daß es jedem, der daran Theil nimmt, nützt. Die Beichte ist durchaus nothwendig zur Vergebung der Sünden. Die Bußübungen sind eine Genugthuung gegen Gott. Die Heiligen sollen angerufen und die Reliquien verehrt werden n. s. w'. So war also jede Hoffnung, daß sich die evangelische und katholische Kirche jemals einigen könnten, verschwunden; denn durch die Beschlüsse der Kirchenversammlung war jede Verbesserung der römischen Kirche abgeschnitten. Uebrigens hatte die Reformation in Deutschland schon solche Fortschritte gemacht, daß sich bereits neun Zehntel dazu bekannten, und es würde bald ganz Deutschland von den Fesseln des Papstthums losgemacht worden sein, wenn nicht die Jesuiten durch List und Gewalt die Unterthanen der römisch-katholischen Fürsten wieder unter das alte Joch zurückgebracht hätten. Maximilian Ii.,*) Ferdinands Sohn, folgte dem Vater 1564 und trat ganz in seine Fußstapfen, ja er war noch duldsamer als jener, denn er hatte, obgleich er römisch-katholisch erzogen, doch einen evangelischen Lehrer gehabt und war daher ganz evangelisch gesinnt; wer weiß, ob er nicht selbst zu dieser Kirche sich bekannt hätte, wenn er nicht wegen seiner anderen der römischen Kirche anhängenden Länder hätte auf den Papst Rücksicht nehmen müssen, und wenn die Streitigkeiten der evangelischen Theologen ihn nicht angewidert hätten. Aber seinem milden Sinne verdankte es Deutschland vorzüglich, daß auch unter ihm der *) Maximilians Bruder, Erzherzog Ferdinand, Besitzer der Grafschaft Tirol, ist bekannt als Gatte der durch Schönheit und Anmuth berühmten Philipp ine Weller. Als er einst (1547) nach Augsburg zum Reichstage ritt, erblickte er sie, die Tochter eines der Welser, die mit den Fuggers in Augsburg die reichsten Kaufleute waren, am Fenster. Ihre Schönheit machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er, ein 19jähriger Jüngling, um ihre Hand warb. Er vermählte sich mit ihr ohne Vorwissen seines Vaters Ferdinand und seines Oheims Karl V. Beide waren darüber sehr erzürnt, und einige Zeit lang durfte der Erzherzog seinem Vater nicht vor die Augen kommen. Indessen lebte er mit ihr auf Schloß Ambras bei Innsbruck, wo man noch ein großes Bild, ihren Putztisch, Schreibzeug u. a. zeigt, in der glücklichsten Ehe. Erst nach acht Jahren wurde der Kaiser Ferdinand, als er sie zum ersten Male sah und sprach, durch ihre große Liebenswürdigkeit versöhnt. Sie starb nach 30jähriger Ehe in Innsbruck, und liegt dort in einer Kapelle der Hofkirche nebst ihrem Gemahl. Eine schöne Figur von Marmor auf ihrem Grabe zeigt die liebliche Frauengeftalt.

8. Theil 3 - S. 93

1880 - Stuttgart : Heitz
Johanna Gray. Maria von England. 93 Knabe. Dennoch wollte man ihn schon verheirathen, und zwar an die junge Königin von Schottland, Maria Stuart, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schotten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge Maria lieber nach Frankreich, wo sie an Franz Ii.,' den ältesten Sohn der Katharina von Medicis, vermählt wurde. Mit Besorgniß dachten die Engländer daran, wer einmal König werden sollte, wenn Eduard stürbe; denn er hatte die evangelische Lehre eingeführt. Er hatte zwar zwei Stiefschwestern, Maria und Elisabeth; aber jene war wegen ihrer Vorliebe für die katholische Lehre verhaßt, und wenn sie übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Da beredete ein überaus ehrgeiziger Mann, der Herzog von Northnmberland (sprich Nohrßömberländ), der den jungen König ganz in seiner Gewalt hatte, denselben, die Johanna Gray, eine junge, sehr sanfte und sorgfältig unterrichtete Dame, eine Enkelin der jüngsten Schwester Heinrichs Viii., zur Nachfolgerin zu ernennen. Eduard willigte ein und Northumber-land vermählte sie an seinen Sohn Gnilford Dudley (sprich Gilsord Döddli). Eduard selbst richtete die Hochzeit prächtig aus; denn er hatte die sechzehnjährige Johanna, die mit ihm aufgewachsen, viele Lehrstunden mit ihm getheilt und oft ihn übertroffen hatte, herzlich lieb. Gnilford war nur ein Jahr älter und nie war Jugend und Unschuld in einew Brautpaar schöner erschienen. Bald daraus starb der junge König nach sechsjähriger Regierung. Sogleich reisten ihr Vater/der Herzog von Suffolk (sprich Suffock) und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kündigten ihr auf den Knieen — so wollte es die Sitte — ihre Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie betroffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredtsamkeit auf, um die angebotene Würde, die ihr nicht gebühre, von sich abzulehnen. „Der Schwester Eduards," sprach sie, „nicht mir, kommt der Thron zu. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, um die Wechsel des Glücks zu kennen, und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch fühle ich mich zu schwach für eine solche Würde, und möchte meine Freiheit und meine Ruhe nicht gegen goldene Fesseln vertauschen. Wer mich wahrhaft liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Aber Vater, Schwiegervater und Gemahl stürmten mit Bitten auf sie ein. Endlich ergab sie sich. Als sie in London einzog.

9. Theil 3 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. ist, der vertraute Freund seines Herrn war. Eines solchen be- durfte der gute Heinrich auch um so mehr, da er in seinen: Hause gar nicht glücklich lebte. Seine Frau, Margarethe von Valois, eine Tochter der Katharina von Medicis, hatte ihn nie aufrichtig geliebt und ihm so deutlich ihre Abneigung gezeigt, daß er sich endlich von ihr hatte scheiden'lassen müssen (1599). Jetzt würde er die schöne Gabrielle d'estrees, die er innigst liebte, geheirathet haben, wenn sie ebenbürtig gewesen wäre. Auch starb sie schon in demselben Jahre. Darauf nahm er seine zweite Frau, Maria von Medicis, eine Italienerin und Nichte jener Katharina. Diese machte ihm durch ihr herrisches, heftiges und zänkisches Wesen das Leben sehr schwer. Seine größte Freude war der kleine Sohn, der ihm ein Jahr darauf geboren wurde. Es ist derselbe, der als König späterhin Ludwig Xiii. hieß. Das waren seine vergnügtesten Stunden, wenn er mit dem kleinen Knaben spielen konnte. Die Geschichte ist bekannt, daß, als er ihn einmal auf seinem Rücken in der Stube umherreiten ließ, gerade der spanische Gesandte hereintrat. „Herr!" fragte der König, „haben Sie auch Kinder?" — „Ja, Sire," erwiederte dieser. — „Gut," sprach Heinrich, „dann werden Sie mir nicht übel nehmen, wenn ich meinen Ritt fortsetze." So gut es auch Heinrich mit seinen Unterthanen meinte, so konnten es ihm viele doch nicht vergeben, daß er ein Hugenotte gewesen war und das Edict von Nantes gegeben hatte. Beson- ders waren die Jesuiten seine geschworenen Feinde. Schon hatte er einmal erstochen werden sollen. Joh. Chatel, ein Jesuitenschüler, hatte sich bis in sein Zimmer geschlichen und wollte ihm ein scharfes Messer in die Kehle stoßen. Zum Glück bückte sich Heinrich gerade, um einige Fremde zu begrüßen, so daß das Messer nur die Lippe verletzte und ihm einen Zahn ausstieß. Seitdem hatte Heinrich immer eine innere Angst, daß er doch einmal durch die Hand eines Mörders fallen würde. Im Jahre 1610 wollte er in einen Krieg gegen Oestreich ziehen und seiner Frau indessen die Regentschaft übertragen. Sie plagte ihn aber, er möchte sie doch krönen lassen, damit sie mehr Ansehen habe, und ließ ihm nicht eher Ruhe, bis er nachgab. „Ach, mein Freund," sagte er zu Sully, „wie sehr mißfällt mir diese Krönung! Ich weiß nicht, was das heißt; aber mein Herz prophezeit mir ein Unglück. Bei Gott! ich werde in der Stadt sterben, ich werde nie hinauskommen; sie werden mich umbringen; denn ich sehe

10. Theil 3 - S. 193

1880 - Stuttgart : Heitz
Gustav Adolph. 193 Prag und Gitschin zu seiner Residenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Inzwischen machte man weniger Umstände mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieder ab. 6. Gustav Adolph, König von Schweden.*) An Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly die Oberbefehlshaberstelle über die Truppen der Liga und des Kaisers; denn schon stand ein neuer Feind auf, Gustav Adolph, König von Schweden. Die Nachricht davon erhielt der Kaiser noch in Regensburg. Da haben wir halt ä Feiudel mehr," sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte *) Was seit Gustav Wasa's Tode (1560) in Schweden geschehen war, muß hier übersichtlich nachgeholt werden. Gustav hinterließ drei Söhne: Erich Xiv., Johann ilf. und Karl Ix. Erich Xiv. (1560—68) war seinem Vater gefolgt. Er zeigte aber eine so große Heftigkeit des Gemüths, daß man keinen Augenblick vor den wildesten Ausbrüchen seiner Wuth sicher war. Selbst Hinrichtungen wurden von ihm befohlen, denen bald die bitterste Reue folgte, so daß man ihn zuletzt für wahnsinnig halten mußte, weil keiner mehr vor seinem Zorn sicher war. Seine Brüder sperrten ihn daher ein und Johann Iii., der nun den Thron bestieg (1568—92), ließ ihn endlich gar vergiften! Dieser Johann war ein charakterloser Fürst. Seine Frau, Katharina Jagelona, beredete ihn zur Annahme des katholischen Glaubens, der vielleicht nirgends so verhaßt ist wie in Schweden. Sobald der Papst diese Nachricht von schönen Aussichten für die Ausbreitung des Papismus erhielt, sandle er heimlich Jesuiten ins Land, vor allen aber den schlauen Ketzerbekehrer Possevino, der es denn auch bald dahin brachte,, daß der König zum großen Verdruß der Schweden öffentlich den evangelischen Glauben abschwor und seinen Sohn Sigismund in der katholischen Lehre unterrichten ließ. Nachdem aber Katharina gestorben war und er ein schwedisches Fräulein geheirathet hatte, trat er wieder zum lutherischen Glauben zurück und ängstigte sich mit Gewissensunruhe. Indessen war der Prinz Sigismund von den Polen zum König gewählt. Da nun Johann gestorben war, wurde zwar Sigismund als König von Schweden anerkannt, aber erst nachdem er versprochen hatte, daß hier nur die reine evangelische Lehre gelehrt werden solle. Dennoch waren die Schweden mit ihm sehr unzufrieden, weil er nach Polen zurückgegangen war und den katholischen Glauben bekannte. Zu wiederholten Malen verlangten die Schweden die. Rückkehr Sigismunds, und da er nicht kam, entsetzten sie ihn und erkannten Karl Ix. (1604—11) als König an. Jener protestirte; aber Karl behauptete sich, ein rauher, strenger aber kräftiger Mann. Nach ihm bestieg sein großer Sohn, Gustav Adolph, 17 Jahre alt, den schwedischen Thron, und da sein Vetter Sigismund von Polen seine Ansprüche nicht aufgeben wollte, so mußte er mit Polen einen Krieg führen, in welchem er Livland und einen Theil der ostpreußischen (damals polnischen) Küst5 gewann. Zur richtigern Würdigung dieser Kriege Schwedens mit Polen muß man sich daran erinnern, daß das erstere durch den Besitz Finnlands und Esthlands damals die Ostseeküste größtentheils umfaßte und dem polnischen Reiche benachbart war. Weltgeschichte für Töchter. Hi. 16. Aufl.
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